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18.11.22 | Maßregelvollzug Trauer um "Grande Dame" des Eickelborner Maßregelvollzuges

Erste Ärztliche Direktorin des LWL-Zentrums für Forensische Psychiatrie Lippstadt: Dr. Vera Schumann mit 92 verstorben

Dr. Vera Schumann war die erste Ärztliche Direktorin des LWL-Zentrums für Forensische Psychiatrie Lippstadt-Eickelborn. Sie verstarb mit 92 Jahren.<br>Foto: LWL

Dr. Vera Schumann war die erste Ärztliche Direktorin des LWL-Zentrums für Forensische Psychiatrie Lippstadt-Eickelborn. Sie verstarb mit 92 Jahren.
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Lippstadt (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) trauert um die "Grande Dame" des Eickelborner Maßregelvollzuges: Die ehemalige Landesmedizinaldirektorin Dr. Vera Schumann ist im Alter von 92 Jahren verstorben. 1984 übernahm sie die erste Ärztliche Leitungsposition des frisch als eigenständige Klinik gegründeten Westfälischen Zentrums, heute des LWL-Zentrums für Forensische Psychiatrie Lippstadt. Bis zu ihrem Ruhestand 1992 trieb sie die fachgerechte Neuausrichtung der Therapie von psychisch kranken und suchtkranken Straffälligen voran und legte damit die Grundlage für die wirksame Arbeit der heutigen Klinik.

"Vera Schumann war eine unerschrockene und fachkundige Streiterin für die Belange des Maßregelvollzuges", würdigt LWL-Maßregelvollzugsdezernent Tilmann Hollweg die Leistung der engagierten Psychiaterin. Gemeinsam mit ihren Betriebsleitungskollegen habe sie die ehemalige forensische Abteilung des damaligen Landeskrankenhauses komplett "umkrempeln" können und dabei sicherlich auch gegen Widerstände ankämpfen müssen. "Eine echte Mammutaufgabe", betont Hollweg. Schließlich ging es nicht nur darum, die damals vom führenden forensischen Psychiater Prof. Wilfried Rasch angestoßenen bahnbrechenden Reformen hin zu einer sozialtherapeutisch ausgerichteten Behandlung und Pflege umzusetzen. Daneben galt es auch, die Anforderungen des 1985 verabschiedeten ersten Maßregelvollzugsgesetzes des Landes NRW zu erfüllen.

"Dr. Schumann begegnete diesen Herausforderungen mit einer persönlich-kümmernden, empathischen Haltung und außerordentlichem Engagement", erinnert sich der heutige Ärztliche Direktor Bernd Wallenstein, der als junger Assistenzarzt noch mit ihr gearbeitet hatte. Sie habe ein offenes Ohr sowohl für die Mitarbeitenden als auch für die Patient:innen gehabt und sei nah an der Basis gewesen. "Sie war davon überzeugt, dass die forensische Psychiatrie mit ihren langen und intensiven Behandlungsmöglichkeiten in der Lage ist, Menschen eine zweite Lebenschance zu geben", sagt Wallenstein. Mit dieser Haltung habe Vera Schumann sich ganz bewusst dieser schwierigen Klientel gewidmet und damit den Geist der Klinik bis heute geprägt, ist Wallenstein sicher.

Auch nach ihrem Ausscheiden blieb die ehemalige Chefärztin "ihrer Klinik" und dem LWL verbunden. Bis vor wenigen Jahren nahm sie noch regelmäßig an der alljährlichen Eickelborner Fachtagung teil - ein Forum des bundesweiten und inzwischen sogar internationalen Austausches im Bereich der Forensischen Psychiatrie, das sie selbst 1986 als erste Fachtagung dieser Art aus der Taufe gehoben hatte. Ehemalige Weggefährten ebenso wie jüngere Kolleg:innen suchten weiterhin den Austausch mit ihr und werden sie als engagierte Wegbegleiterin des LWL-Zentrums und als beeindruckenden Menschen in ehrender Erinnerung behalten. Wie die Familie mitteilte, wird sie ihre letzte Ruhestätte in Lippstadt finden.

Info
Das LWL-Zentrum für Forensische Psychiatrie Lippstadt in Eickelborn ist eine der größten Maßregelvollzugskliniken bundesweit. Hier werden jahresdurchschnittlich 335 Menschen behandelt, die aufgrund ihrer psychischen oder Sucht-Erkrankung straffällig geworden sind und vom Gericht zur Therapie und Sicherung untergebracht wurden. Als eigenständige Klinik ging das LWL-Zentrum 1984 aus der forensischen Abteilung, dem sogenannten "Sonderbereich Rottland", des damaligen Landeskrankenhauses in Eickelborn hervor, das heute als LWL-Klinik Lippstadt in Benninghausen ansässig ist.

Pressekontakt

Petra Schulte-Fischedick, LWL-Maßregelvollzug, Telefon: 0231 4503-4100 und Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235

presse@lwl.org

Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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