Krankheitsbilder
Doppeldiagnosen (Komorbidität)
Menschen, die neben einer Abhängigkeitserkrankung zusätzlich an einer psychiatrischen Störung leiden, benötigen ein Behandlungs- und Therapieprogramm, welches speziell auf die so genannten Doppeldiagnosen ausgerichtet ist.
Suchtmittel können Symptome einer psychischen Erkrankung mindern oder sogar (zunächst) ganz unterdrücken. Da eine psychische Erkrankung so aber nicht geheilt werden kann und durch die Gewöhnung an das Suchtmittel immer höhere Dosierungen benötigt werden, hilft diese Strategie nur kurze Zeit. Vor allem dämpfende Mittel wie Alkohol, Benzodiazepine oder Opiate können Angstsymptome lindern, die unangenehme Interesselosigkeit bei einer depressiven Störung in den Hintergrund schieben und belastende Erinnerungen verdrängen. Suchtkranke mit solchen Begleitstörungen werden immer wieder auf „ihr“ Suchtmittel zurückgreifen, wenn sie nicht im Rahmen einer Therapie bessere Alternativen kennen lernen.
Depression und Angst (sogenannte affektive Störungen) und Suchterkrankungen sind häufig miteinander vergesellschaftet. Dabei können die affektiven Störungen bereits vor der Suchterkrankung begonnen haben, im Verlauf der Sucht hinzutreten oder erst im Entzug bzw. nach dem Absetzen des Suchtmittels eine Rolle spielen. Vielfach sind die Betroffenen allein durch die Depression oder die Angst soweit beeinträchtigt, dass eine stationäre Krankenhausbehandlung notwendig ist. Häufig verhindert die Kombination der beiden Erkrankungen eine ambulante Behandlung oder eine Reha-Maßnahme (Entwöhnungstherapie). Dies kann daran liegen, dass die Betroffenen psychisch zu „instabil“ sind, oder dass keine geeigneten Behandlungsplätze vorhanden sind.
Bei Menschen, die durch extreme Erfahrungen wie sexuellen Missbrauch oder lebensbedrohliche Erlebnisse traumatisiert wurden (Posttraumatische Belastungsstörung), werden die sich aufdrängenden Erinnerungen und andere Symptome zur Belastung. Auch hier helfen Suchtmittel beim Verdrängen der Erinnerungen und zur Beruhigung. Aber auch hier gilt: Diese Mittel heilen keine Trauma-Störung.
Für Menschen mit einer Psychose oder einer Persönlichkeitsstörung und einer gleichzeitigen Abhängigkeitserkrankung gilt ähnliches wie bei affektiven Störungen und Suchterkrankung. Denn auch psychotisches Erleben oder eine Persönlichkeitsstörung können bereits vor der Suchterkrankung vorgelegen haben, im Verlauf der Suchtentwicklung hinzugetreten sein oder aber auch erst während des Entzugs oder nach Absetzen des Suchtmittels aufgetreten sein.
Eine kombinierte Behandlung ist sinnvoll
Beide Störungen sind in der Regel wechselseitig miteinander verwoben, und die Verschlechterung der einen Störung hat Auswirkungen auf die andere. Betroffene sind z.B. nicht „nur mit Angst’’ oder „nur mit Sucht’’ sondern mit beiden Störungen zugleich behaftet. Durch die Spezialisierung der Behandlungsangebote wird häufig nur eine Störung behandelt und die andere nicht ausreichend berücksichtigt. Dies führt bei den Betroffenen zu dem Gefühl, nicht im Ganzen gesehen und nicht richtig verstanden zu werden. Genau das wird bei unserer kombinierten Behandlung verhindert. Dabei kommen mehrere Verfahren zur Anwendung, z. B. medikamentöse Behandlung (mit nicht suchterzeugenden Präparaten), Einzelgespräche, spezielle Informationsgruppen, Entspannungstraining, soziales Kompetenztraining, Emotionsgruppe, etc.
Im Rahmen einer Verhaltenstherapie geht es darum zu verstehen, wie die Erkrankung lebensgeschichtlich entstanden ist, welche Gedanken-, Gefühls- und Verhaltensmuster die Erkrankung aufrechterhalten und wie dies verändert werden kann.